Mit dem Rad nach Griechenland -Teil 4/4 – Das große Finale!
Mit dem Rad nach Griechenland -Teil 4/4 – Das große Finale!
Tag 10
Für Tag 10 standen 157 km und knapp 2000 hm auf unserem Plan. Die meisten Höhenmeter kamen am Anfang, da wir auf ein Plateau in die Bergen gefahren sind. Eine riesige Hochebene die einfach wunderschön war. Fast 100 km sind wir hoch oben in dieser friedlichen (aber auch windigen) Landschaft gefahren. Es gab nur wenige Häuser und dafür ganz viel weite Landschaft und Natur, die so unfassbare Ruhe ausgestrahlt hat. Definitiv einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe und trotzdem habe ich mich gefreut als es die letzten 20 km unseres Tages dann bergab ging. Wer also noch nach einem Reiseziel für den nächsten „Detox-Urlaub“ sucht, ich gebe gern die Adresse durch.
Leider hatte Leif ca. 500 Meter vor unserer Unterkunft noch einen kleinen „Unfall“. Einer seiner Satteltaschen hat sich gelöst und ist zwischen Rahmen und hinteren Laufrad hängen geblieben. Dadurch war sein Hinterrad blockiert und er hatte große Mühe auf dem Rad zu bleiben, da wir gerade bergab gefahren sind. Er konnte sich zum Glück halten und es ist „nur“ sein Mantel aufgescheuert. Naja…wir wussten das wir bis jetzt auch jeden Defekt gemeistert hatten und wollten uns am nächsten Morgen darum kümmern.
Am Ende des Tages sind wir noch laufen gegangen, in einen kleinen Fluss gesprungen und haben die günstigste Pizza unseres Lebens gegessen. Der perfekte Tagesabschluss.
Tag 11
Am Morgen mussten wir erstmal Leif´s Rad reparieren. Leif hatte zum Glück immer ein Stück herausgeschnittenen Mantel in seiner Werkzeug Tasche, also haben wir seinen Reifen damit vorrübergehend präpariert. Wir sind in der nächsten Stadt dann wieder zu einem Rad Laden gefahren, um einen neuen Mantel zu kaufen.
Geplant waren 120 km mit 1600 hm, allerdings wussten wir morgens noch nicht das sich das noch ändern sollte. Das Wetter war zumindest mehr als gut mit über 40°. Wir haben dann relativ schnell eine wunderschöne Stadt namens „Mostar“ erreicht, die definitiv einen Besuch wert ist.
Wir sind dann wieder durch sehr schöne Natur gefahren und mittendrin haben wir dann (mein persönliches Highlight) Wildpferde an einem Fluss entdeckt!
Als wir dann noch ca. 30 Kilometer fahren sollten wurden wir von wild gestikulierenden Autofahrern angehalten, die uns mit Händen und Füßen mehrfach zu verstehen gaben, dass wir diese Straße nicht weiterfahren konnten. Auf meiner Uhr habe ich dann immer fleißig mitgezählt wie viele Kilometer noch übrig sind und wusste schon das wir bald da sind, als Leif meinte wir müssten nochmal 30 km fahren. Ich weiß nicht genau warum, aber daraufhin habe ich einfach angefangen zu weinen, weil ich definitiv müde und kaputt war und gedacht habe ich komme niemals an. 😀 Leif hat das erst gemerkt als ich ungefähr nach 5 km bergab fahren schniefend an ihn rangefahren bin und hat mir dann glücklicherweise lachend erklärt, dass das ein Scherz war… Haha:D
Tag 12
Auf Tag 12 hatten wir uns schon sehr gefreut, weil wir wussten das er mit 110 km und 1500 hm sehr entspannt werden würde. Außerdem stand der Grenzübergang nach Montenegro auf der Tagesordnung und wir wussten (so als Küstenkinder) es geht nach fast zwei Wochen endlich wieder ans Meer.
Kurz nachdem wir losgefahren sind, wurden wir Zeuge einer nicht so schönen Szene. Ein Schäfer hat mit seinem Hund und seinen Schafen eine Straße überquert. Ein einzelnes Schaf ist als letztes allein über die Straße gelaufen und wurde von einem Auto angefahren. Der Autofahrer ist sehr langsam gefahren und hatte das Schaf auch gesehen, ist aber einfach weiter gefahren… eine Sache, die viele Menschen in Bosnien und Montenegro lernen müssen, ist wie man mit Tieren umgeht. Zum Glück ist das Schaf gleich wieder aufgestanden und außer uns hat sich auch keiner groß erschrocken über diesen Vorfall gezeigt.
Danach haben wir dann sehr schnell die Grenze nach Montenegro überquert und konnten schließlich von weitem das Meer wieder sehen. Ein kleines Stück (ca. 15 Minuten Fahrt) mussten wir dann mit einer Fähre fahren und sind dann den Rest des Tages an den Küstenstraßen entlanggefahren. Dabei sind uns neben der atemberaubenden Aussicht vor allem die lustigen Ortsnamen wie „Blizikuce“ und „Sveti Stefan“ (hört sich für mich an wie „Sweaty Stefan“ also „Schwitziger Stefan“ auf Englisch :D).
Wir sind gefühlt wie von allein gefahren und waren schon kurz vor 15 Uhr in der schönsten Unterkunft der ganzen Tour, in Bar angekommen. Die Unterkunft hatte nur wenige Zimmer und lag direkt am Meer, weshalb wir natürlich noch eine 1 km lange Schwimmeinheit angehängt haben.
Danach gab es Abendessen bei Sonnenuntergang und Meeresrauschen.
Tag 13
Ab nach Albanien! 156 km mit nur 800 hm sollten es für heute sein. Was mir sofort aufgefallen war: die Albaner fahren sehr langsam Auto, dafür aber ohne sich an jegliche Verkehrsregeln zu halten. Da wurde aus einem zweispurigen Kreisel (für uns Dorfkinder ja schon aufregend genug) gerne mal 4 oder 5 Spuren, je nachdem wo halt noch ein Auto hingepasst hat. Die Autos sahen allerdings auch dem entsprechend aus. Frei nach dem Motto:“ The Show must go on“ oder:“ Alles was nicht auseinander fällt darf fahren“.
Den ganzen Tag über haben wir verrückte, selbstgebaute Gefährte gesehen und gefilmt, abwechselnd mit Pferdekarren oder Eseln, die mit Stroh beladen waren. Noch dazu sind die Menschen in Albanien super freundlich und uns wurde eigentlich den ganzen Tag zugewunken. Die Autofahrer haben uns zwar auch wieder an gehupt, aber nicht, weil wir sie gestört haben, sondern weil sie sich gefreut und uns gewunken haben.
So langsam haben wir auch gemerkt das es mit 43 ° in Albanien deutlich wärmer ist als bei uns und wir haben mehr und mehr verstanden warum dort zwischen 12 und 15 Uhr niemand auf den Straßen zu sehen war.
Am Ende von unserem ersten Tag in diesem lustigen Land sind wir dann in der Hauptstadt Tirana angekommen und haben uns zum Abendessen ein schickes Restaurant gegönnt. (Auch hier war das Essen für uns extrem günstig)
Tag 14
Der zweite Tag in Albanien war genauso warm wie der erste und wir mussten sehr stark darauf achten immer genug zu trinken. Gleich zu Beginn der 141 km sind wir 12 km lang einen Anstieg mit ca. 600 von den insgesamt 1500 hm hochgefahren.
Auf dem Weg nach oben haben wir dann unsere erste (lebendige) heimische Schildkröte in freier Wildbahn gesehen. Kurz danach habe ich noch eine ganz kleine Schildkröte auf der Straße entdeckt. Da ich auch schon ein paar überfahrene Schildkröten gesehen hatte, bin ich angehalten und habe sie vorsichtig an den Straßenrand ins Grüne gesetzt.
Genauso wie den Tag zuvor haben wir wieder viele lustige „Autos“ oder eher „Fortbewegungsmittel“ gesehen und liebe Menschen kennengelernt.
Nach 6,5 Stunden sind wir bei Sazani´s Place in Fier angekommen. Ein Älterer Mann hatte dort am Straßenrand auf uns gewartet und hatte sich Leifs Namen auf die Hand geschrieben, um uns abzuholen. Er und seine Frau waren sehr freundlich zu uns und gaben uns direkt Wasser uns Birnen aus dem eigenen Garten. Die Frau von Sazani sprach ein bisschen Italienisch und obwohl ich eigentlich kaum Italienisch spreche, habe ich fast alles verstehen können. Im Vergleich zu Albanisch ist Italienisch den Romanischen Sprachen dann doch sehr ähnlich. Mein Gehirn war offensichtlich ganz überrascht mit den Worten, die ich gehört habe, endlich wieder etwas anfangen zu können.
Nach unserer Ankunft sind wir dann noch schnell 2 km laufen gegangen um dann müde wie immer ins Bett zu fallen.
Tag 15
Die vorletzte und somit letzte „richtige“ Etappe“, mit 104 km und satten 1800 hm. Mit Vorfreude sind wir in den heißen Tag gestartet. Ich hatte leider schnell Bauchschmerzen und Übelkeit, wodurch ich viel zu wenig gegessen und getrunken hatte.
Auf der Mitte der Tour kam dann nochmal eine echte Willensprobe. 13 km mit 1000 hm in der Mittagshitze. Ich muss sagen ich hatte richtig zu kämpfen und wusste einmal wirklich nicht, wie ich das schaffen sollte, da ich einfach keine Energie hatte an diesem Tag. Mir war aber trotzdem irgendwie klar, dass ich mit jeder Kurbelumdrehung ein Stück weiterkomme, egal wie lange es dauert. Leif hat mich dann auch extrem motiviert und mir gut zugesprochen. Als wir endlich oben angekommen waren, waren wir beide mega stolz und haben uns schon auf 15 km Abfahrt gefreut.
Dabei haben wir nochmal Wildpferde gesehen und festgestellt das wir uns ein bisschen in Albanien und vor allem in die albanischen Bäckereien verliebt haben!
Die letzte Unterkunft lag nur 1,5 km vom Wasser entfernt, weshalb wir runter gejoggt sind und uns im Mittelmeer abgekühlt haben.
Der Host von dieser letzten Unterkunft war leider sehr unfreundlich. Bis dahin hatten wir haben immer sehr freundliche Gastgeber und können und im Endeffekt nicht beschweren.
Tag 16
Der letzte Tag! Voller Euphorie sind wir sehr früh losgefahren, da wir wussten wir müssen nur noch 80 km und 1200 hm fahren, um auf Korfu anzukommen. Davon mussten wir 55 km und ca. 1000 hm noch in Albanien fahren und dann nochmal 25 km mit den restlichen knapp 200 hm auf Korfu.
Die ersten 55 km waren logischerweise ein auf und ab, aber immer nur mit kleinen Anstiegen von maximal 300-400 hm. Wir haben die Strecke sehr genossen und ein etwas mehr Pausen eingelegt, in denen ich alle möglichen Tiere fotografiert habe, die ich finden konnte.
Nach fast 3 Stunden waren wir bereits in Saranda (Sarande), wo wir 4,5 Stunden Aufenthalt hatten, bevor unsere Fähre nach Korfu abfahren sollte. In der Zeit waren wir beide abwechselnd baden, haben gegessen, uns ausgeruht und sind durch die Stadt gebummelt.
Es war schön nochmal ganz viel Zeit zu haben und etwas zu entspannen, dennoch waren wir froh als die Fähre kam und wir auf die 1,5-stündige Fahrt aufbrechen konnten. Bei Schaukeln und Meeresrauschen haben wir den Ausblick genossen, gedöst und waren einfach stolz.
Auf Korfu angekommen mussten wir dann durch die erste Corona-bedingte Passkontrolle unserer Tour und sind schließlich die letzten 25 km der Tour wortwörtlich zum Hotel geflogen. Wir haben dann überglücklich 5 Tage lang ein 5 Sterne Hotel mit Halbpension genossen. Immer wieder sind wir kleine Runden gelaufen, geschwommen und haben auf einem gemieteten Scooter die Insel erkundet. Das Hotel hat mit uns beim Buffet auf jeden Fall minus gemacht und von den 5 kg, die wir ungefähr abgenommen hatten, haben wir in 5 Tagen bestimmt die Hälfte wieder zugenommen.
Ich glaub ich glaub ich könnte noch ewig lange weiter von diesem Abenteuer berichten und uns fallen beim Erzählen immer wieder neue, kleine Geschichten ein, die passiert sind. Das war ein unfassbar tolles und großes Abenteuer, für das wir sehr dankbar sind. All die Eindrücke und Erlebnisse schwirren noch in unseren Köpfen rum (und tun das vermutlich unser Leben lang) und müssen erstmal verarbeite werden.
Auf dem Rückweg haben wir unsere Räder in großen Kartons aus einem Rad Laden verstaut und sind mit dem Flugzeug zurückgeflogen. Am Flughafen wurden wir (wie so oft) von allen angestarrt, weil jeder sich gefragt hat was diese großen Menschen, mit den komischen Bräunungsstreifen auf den Oberschenkeln, in ihren großen Kartons hatten. Der Rückweg lief tatsächlich nicht ganz wie geplant, aber das ist eine andere Geschichte.
Schon während der Tour habe ich jeden Tag mit Fotos und Videos auf Instagram festgehalten, für alle die sich das anschauen möchten habe ich alles in den Highlights „Griechenland“ gespeichert (mein Name auf Instagram: power__paula)
Unterwegs haben wir bereits ganz viel positives Feedback zu unserer Reise bekommen und ich freue mich das auch die Berichte gern gelesen werden. Danke für euer Interesse und eure vielen Nachrichten, das freut uns sehr!
Diese Abenteuer endet hiermit, aber es war mit Sicherheit nicht unser Letztes!
Paula & Leif
Neueste Kommentare