Deutsche Meisterschaft im CycloCross 01/2020 – UPDATE 4.0
Ort : Albstadt in Württemberg – furchtbar endlose 850 km Autobahn-Kilometer entfernt
Mit Jochen Keiler geht unser Top-Fahrer bei den Masters 4 an den Start – und nur zwischen Lars Erdmann (Germania Hamburg) und ihm geht es um Platz 1 ; die sonstige, keineswegs schwache Konkurrenz, ist gegen diese beiden Überflieger chancenlos.
Der Kurs ist uns nicht bekannt ; es soll technisch einfach sein und kaum Schwierigkeiten enthalten ; bis auf einige steile Anstiege und rasante Abfahrten. – Ein guter Drauftreter oder gar starker Straßenfahrer ist bevorteilt gegenüber dem Filigran-Kurven-Schnurzler.
Manfred Bartsch ergänzt das fast 20 Mann große Starterfeld. Für ihn geht es nur ums Mitmachen.
Meldeliste DM CycloCross Masters 4
Finja Schreber, bei den Schülerinnen U15 startend, darf hoffnungsvoll ins Geschehen eingreifen, hat sie doch beim STEVENS-CycloCross-Cup und im heimischen Training blendende Form bewiesen. – Die Konkurrenz ist jedoch überhaupt nicht einzuschätzen. Im Deutschland-Cup, nun Bundesliga genannt, war Finja nicht am Start. – So wissen wir nicht, ob ein Platz „vorne“ in Reichweite ist.
Lena Wichmann, auch in diese Altersklasse gehörend und sogar Vize-Meisterin der Nordverbände, erspart sich diesen langen Trip nach Süd-Deutschland.
Meldeliste DM CycloCross Schülerinnen U15
Wir sind zusammen mit Wolfgang Schreber (Finjas Vater) und Peter Kuberka (Post SV Uelzen ; bei den Masters 4 auf Platz 3 hoffend) im Cross-Großraum-Transporter unterwegs. Vor Ort bilden wir eine „dreckige“ Cross-WG in einer angemieteten Ferienwohnung.
Am Tag nach unserem Rennen schauen wir noch die Profis im Frauen- und Männer-Rennen an. Einige norddeutsche Spitzenfahrer, die wir gut kennen, werden wir bebrüllen. – Und dann geht es wieder zurück ins stundenlange Autobahn-Getümmel.
Vielleicht mit den erhofften Trophäen an Bord.
LIVE-Timing ? Soll angeblich angeboten werden ; schaut hier …
LIVE-Timing beim Zielauswerter
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Freitag, 10.01.2020 – erste Probefahrten auf dem DM-Kurs. Nach 150 m Asphalt geht es über groben Kies, und dann Vollgas in ein ansteigendes Wiesengebiet. Mit hohem Tempo knallt man in den mäßig ansteigenden Hang, unten ist das Gras griffig, weiter oben zerfahren und glatt. Das Hinterrad rutscht durch. Mit Balance, Mörder-Drauftreten und Gewicht hinten geht es aber.
Finja hat es da schwerer als wir Alten, weil die Kraft zum hemmungslosen Trampeln fehlt.
Nun schlangenförmig über Wiese bergab, bergan, bergab, bergan – ganz schöne Zirkelei, an den Wenden mit fast Null-Geschwindigkeit. Der süddeutsche Lehmboden ist einfach furchtbar.
Eine 20%ige Rampe hoch (fester Untergrund), 100 m waagerechte Matschspur, eine ungefährliche S-Abfahrt hinab, danach gewaltiges Durchgeschüttel über Querrinnen hinweg, ab in einen größeren Sandbunker.
So erfahren sind wir im Cross nun schon, daß wir wissen, daß er im Wettkampf völlig zertrampelt sein wird. Wir probieren zwar durchzufahren, merken aber, daß man laufend eher schneller oder zumindest gleichschnell wie fahrend ist.
Nun : Ein ausgedehntes Wiesengebiet, flach, mit lehmiger Schmalspur. Ein gewaltiger „Doppel-Oxer“, der mühevoll zu überspringen ist. Eine „Schnecke“, kurzer Hanganstieg mit U-Turn, nochmals ein größeres Beach-Volleyball-Feld (wieder laufen), ab ins lokale Fußballstadion über 200 m Tartan, dann fester Untergrund ins Ziel – zweite Runde. Da geht alles schon besser.
Schon nach wenigen Metern hat der Reifenumfang gewaltig zugenommen. Der klebrige Lehm haftet wie Uhu, dazu Gras-Schnipsel. Es ist ganz egal, welches Profil man wählt. Alles wird zu einer festen Pampe, die nur per Hochdruck-Kärcher eliminiert werden kann.
Der Kurs ist nicht gefährlich, da Höchstgeschwindigkeiten in Abfahrten fehlen. Größere Anstiege ebenfalls. Manche kritisieren ihn als nicht DM-würdig. – Ich bin da anderer Meinung. Endlich einmal keine Genick-Brechen-Gefahr. Das ist doch erst einmal gut.
Samstag, 11.01.2020 – Renntag.
Durch das hundertfache Probefahren am Vortage ist jetzt der Einstieg in die Anfangs-Wiese reiner Matsch ; das Gras ist komplett gelyncht ; Grip ist da nicht.
U15 : Finja Schreber muß als erste ran, wird in die letzte Start-Reihe mangels Punkten im Deutschland-Cup aufgerufen. – Diese Platzierung behält sie lange bei, kann dann doch noch eine Konkurrentin passieren. – Die deutsche Spitzenklasse ist weit weg und kurvt viel aggressiver durch den Matsch. – Egal : Sie ist fast die Jüngste im Feld und kämpft was geht. – Im Ziel froh, es überstanden zu haben.
Masters 4 – Die obersten Treppchen-Plätze sind klar : Unser Jochen Keiler oder der Favorit Lars Erdmann (Germania Hamburg). – Jochen hämmert als erster mit Brutalst-Tempo in die Nicht-mehr-Wiese, doch schon bald passiert ihn Lars, der Abstand wächst, ist nachher ca. 15 sec pro Runde (5 fahren sie) und Jochen kommt dank guter Form auf den verdienten Vize-Meister-Platz. – Josef Meisen, immerhin früher deutscher Vize-Meister in der Elite-Männer-Klasse und Vater des Cross-Profis Marcel Meisen, schnappt sich Platz 3, aber mit mehr als respektablem Abstand.
Manfred Bartsch beweist im Anfangs-Wiesen-Teil gewisse Steuerkünste und macht nach üblich miserablem Start mächtig Plätze gut. Diverse Konkurrenten bewegen sich in Horizontal-Lage, andere nutzen das Flatterband als Ritzel-Deko – das Herumgerutsche auf dem Lehm-Parkett können einige echt gar nicht. – So landet er unerwartet auf Platz 6 und beendet seine Cross-Karriere mit einem mehr als erfreulichen Ergebnis.
Sonntag, 12.01.2020 – in der Nacht hat es gefroren : Die tiefen Spurrinnen sind betonhart. Das Fahrrad wir dort hingetrieben, wo keiner hin will. Die Wettkämpfer krachen und knallen über diesen Wahnsinn. Es wird gestürzt, was das Zeug hält. Schaltaugen verabschieden sich, und auch manche Titel-Träume. Einige wirklich starke Fahrer kommen mit diesem Gehacke einfach nicht klar und verschwinden aus den anfänglich vorderen Regionen.
Aber es geht noch schlimmer. Aus dem Frühnebel steigt die Sonne empor und weicht die oberste Schicht auf. Der Untergrund bleibt gefroren. Nun hat man stein-harte, tiefe Spurrillen mit einer extrem glatten Lehm-Oberfläche. Das ist eigentlich unfahrbar. Und kaum lauf-bar. Schmier-Seife ist rauh dagegen.
Was für eine grauenhafte Schlidderei. Absperr-Pfosten werden geknickt, das Flatterband unzählige Male zerschnetzelt, es wird geflucht und gestöhnt. – Wir sind heilfroh, daß wir nicht bei diesen Bedingungen ran mussten !
So hat es Jochen erlebt … KLICK
Homepage des Radsportverbandes Schleswig-Holstein … KLICK
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