IRONMAN Frankfurt 2022 – im Zeitplan auf den Römer
IRONMAN Frankfurt 2022 – im Zeitplan auf den Römer
Berichte von Michael Rudolph
1. Anmeldung und Zielsetzung
Zwanzig Jahre nach der Erstauflage durfte ich Teilnehmer des Klassikers sein. Angemeldet hatte ich mich im September unmittelbar nach Eröffnung noch während der Rückfahrt von der Challenge Roth. So war das Trainingsziel für die kommenden Monate gesetzt. Bei optimalem Verlauf der Vorbereitung schielte ich auf einen Hawaii – Slot. Im Hintergrund entstanden aber schon Fragezeichen, wie sich der Reiseaufwand und die Teilnahme darstellen würden, da durch die Corona-Nachbesetzungen für Oktober durch IRONMAN eine Belegung mit 5.000 statt 2.500 Athleten festgelegt wurde. Angesichts von unbezahlbaren Übernachtungspreisen entschied ich mich, das Thema beiseite zu schieben. Als Ziel habe ich mir stattdessen bei der 185km langen Radstrecke, dem voraussichtlichen Neoverbot und der Hitze eine Zeit von unter 10:00h realistisch vorgenommen. Ein Ziel für jedes Rennen halte ich für wichtig, um konzentriert zu bleiben und sich dann über die Zielerfüllung zu freuen.
Nach dem Testrennen im Kraichgau verging die Zeit bis zum 26. Juni wie im Fluge. Die letzten Einheiten waren vom Schwimmen ohne Neo geprägt, was im kalten Norden ebenso schwierig wie eine Hitze-Anpassung möglich ist. Egal was kommt, ich freute mich, dass es soweit war.
2. Unterbringung
Anreise am Donnerstag ins Hotel ACHAT in Langen. Dieses hat sich als für uns perfekt herausgestellt: Nur 400m S-Bahnhof „Flugsicherung“ direkt nach Frankfurt vor den Römer (Station Hauptwache) und nur 3km zum Waldsee. Beides macht Radabgabe, Startunterlagenabholung, Rad-Rücktransport oder City-Trip entspannt. Das Auto wird also nicht benötigt. Die Lage am Ende eines ruhigen Büro-Gewerbegebietes ist ideal. Parkplätze kostenlos. Die Hotelausstattung ist zwar schlicht und etwas älter: Aber jedes Zimmer hat eine kleine Küche und Kühlschrank. Unabhängige Selbstverpflegung also möglich und wegen der wenigen Angebote vor Ort auch anzuraten. Mit der S3 ist man aber auch in wenigen Minuten im Langener Zentrum mit Restaurants. Bei der gesamten Veranstaltung fand ich die vielen internationalen Teilnehmer sehr bereichernd, was man schon im Hotel merkt.
3. Sportlicher Teil:
Schwimmen:
Den See kannte ich schon von dem Zwischenstopp auf der Kraichgaureise vor vier Wochen. Gutes Gefühl. Pünktlich eine Stunde vor Start um 5:30 Uhr ertönte, dass mit Neo bei 24.3 (!) Grad geschwommen werden darf. Große Erleichterung im Feld. Ich hatte mir bewusst keine Option als Favorit gewählt. Ich finde, man muss die Bedingungen sowieso annehmen, wie sie sind und keine Energie darauf verschwenden.
Gänsehaut beim „Viking-Clap“ und unserer Nationalhymne. Dieses Mal habe ich mich bewusst vorne in der ersten Box aufgestellt. Das war richtig. Ich hatte im Rolling Start sofort passende Mitschwimmer und die Bojen waren für mich als Linksatmer alle optimal. Dazu hatte ich mich im Start ganz rechts aufgereiht und so die Masse stets über und unter Wasser im Blick. Das Wasser war wirklich auf Badewannenreparatur und Neo deshalb grenzwertig. Der kurze Landgang nach 1.5km war eine willkommene Abwechslung auf der Distanz. Vorsicht mit den spitzen Kieseln. Mit gutem Gefühl lief ich schlussendlich den steilen Sandhang in die Wechselzone. Haken dran und weiter!
Zeit: 1:02h
Radfahren
Rein in die City mit Blick auf die Skyline und auf die erste Runde der 185km. Die ersten 20km spürte ich starke Müdigkeit im Gesäß. Die Wattwerte stimmten aber und das Gefühl wurde besser. Oberstes Gebot war neben dem Pacing ausreichende Verpflegung wie ein gefühlter Durchlauferhitzer mit viel Kühlung von innen und außen. Die Radstrecke ist geprägt von großen Straßen, langen Anstiegen und Abfahrten. Das gefiel mir. Gruppenbildungen hielten sich in Grenzen und die Kampfrichter auf den Motorrädern schienen zufrieden. Mein Highlight war der Blick aus großer Entfernung auf Frankfurt. Was für eine Perspektive aus der Höhe! Ich kam gut: durch. Auf dem Radcomputer hatte ich dieses Mal übrigens sämtliche Durchschnittswerte ausgeblendet, so dass ich mich immer an der aktuellen Leistung und mein Körpergefühl orientiert habe. Das tat mir gut und in meiner Analyse sah ich, dass ich die 3w/kg genau getroffen habe. Der letzte Abschnitt zurück nach Frankfurt ist überwiegend bergab und lässt sich trotz der starken Müdigkeit genießen. Tolles Gefühl; jetzt „nur“ noch den Marathon.
Zeit:
Laufen
Vier Runden am Main mit den berüchtigten Brücken waren der Auftrag. Bis zum Halbmarathon konnte ich mich noch gut unter dem drei Stunden Marathontempo bewegen. Die sehr ausgiebige Verpflegung, Kühlung mit Schwämmen, Eis und Wasser kostet aber einfach Zeit. Und die Müdigkeit kam ab Kilometer 30 verstärkt ebenso wie die Wärme zur Wirkung. Beim Laufen war mein Highlight das Überholen von Profi und Vorbild Nils Frommhold, der sich leider schwer tat. Einen aufmunternden Spruch konnte ich mir nicht verkneifen. Außerdem überholte ich die zweite Frau mit Kamerafahrzeug. Später erfuhr ich von mehreren Bekannten, dass ich unbewusst TV Zeit bekommen hatte. Die vier Runden konnte ich mir gut einteilen. Im zweiten Teil habe ich ohne Sorge drosseln „dürfen“, da ich von Janines Zuruf wusste, dass selbst ein 3:30h Marathon für das sub10h-Ziel reichen würde. Sicheres Ankommen ging mir vor und es ging ohne Risiko auch kaum schneller. Nach den Armbändern waren es immer nur zwei Kilometer bis zur Zielpassage. So konnte ich nach den schweren Kilometern kaum glauben: Gleich darf ich einlaufen und jetzt brichst du nicht mehr ein! Wahnsinn! Zieleinlauf einfach schön mit der bekannten YOU ARE AN IRONMAN Grußformel!
Zeit: 3:07h
Gesamtzeit: 9:45h
Platz 171 von 2.417 Finishern
Das Rennen habe ich gut überstanden – wir konnten den Abend schön ausklingen lassen und in den trainingsfreien Urlaub übergehen. Das Einschlafen danach fällt einem trotz Müdigkeit doch schwer!
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