Rennen in Sonderborg (und Tondern)
Rennen in Sonderborg (und Tondern)
Ein Bericht von Tom Gericke
Das letzte Rennwochenende stand vor der Tür. Ich hoffte, dass ich die herausragende Form, die ich eigentlich konstant seit Monaten habe, nochmal halten konnte.
Die Woche zuvor waren die Beine irgendwie etwas fest und wollten nicht mehr ganz so. Mit vielen EMS Massagen, dehnen, Spaziergängen, segnen und anderen Tricks, versuchte ich mich gegen diesen Trend zu wehren. Scheinbar erfolgreich.
Nach Tondern wollte ich am Samstag mit der Bahn anreisen. Blöd nur wenn sie sich verspätet – und das tat sie. zuerst waren bis Niebüll 9 Minuten Verspätung angezeigt, was noch gegangen wäre, denn bis Tondern wären es nur noch 20km gewesen. Die Verspätung wuchs aber auf 37 Minuten an und ich hätte einen 35iger Schnitt fahren müssen um 5 Minuten vor Start da zu sein. Also entschied ich mich, ab Husum aus, fürs Trampen. Zuerst hatte ich Glück und konnte gut 18 km mitgenommen werden, dann bekam ich irgendwann Daumenstarre, weil alle vorbeifuhren. Na super, das hat mich mit Bahn Tageskarte, Startgeld und Übernachtung 80€ gekostet. Und das für nicht, als eine (im nachhinein) nette Anekdote. Ich fuhr dann gezwungenermaßen noch entspannt 50km zu einer Jugendherberge in Flensburg. Wenigstens erwischte ich nette Zimmerkollegen und konnte die wirklich sehr schöne Stadt (zumindest der Park) noch besichtigen.
Ich hatte schon eine Ahnung, dass die Misere nun ins Gegenteil umgeschlagen ist, nicht nur dass ich nicht starten konnte, die beiden letzten male in Sonderborg hatte ich jeweils einen Platten.
Die Bedingungen waren dann Sonntag auch sehr gut, das Wetter war super, Wind vorhanden aber nicht allzu stark und die Strecke (12x 8,6km) liegt mir auch. Von Flensburg fuhr ich diesmal mit Ralf Urbschart mit, der auch fuhr und danach wieder erstklassige Fotos von mir machen konnte.
Also zum Rennen: Die ersten Runden vertraute ich wieder dem noch frischen Feld, alle Lücken zuzufahren, bis ich selber in den Attackenmodus ging, als das Feld vielleicht schon etwas müder war. 2x war ich bereits für wenige Minuten in einer kleinen Gruppe, bis ich die richtige Gruppe gefunden hatte. Zwei Mann waren mit etwa 5 Sek Vorsprung rausgeknallt und ich sprang hinterher. Die Lücke von uns dreien, wurde erst größer, dann kam das Feld aber wieder auf Sicht heran. Das nutzten zwei Fahrer, die aufschließen konnten. Zu fünft konnten wir dann richtig Tempo machen und das Feld war schnell wieder außer Sicht. Bis 2 1/2 Runden vor Schluss fuhren wir konstant und harmonisch im TTT Modus. In einer 5 Mann Gruppe, kann man sich echt wieder gut erholen, und ich war froh, dass die Gruppe nicht bei dreien geblieben ist. Von den 5 Fahrern waren ein Teamkollegenpaar. Jedenfalls ging die erste Attacke 2 1/2 Runden vor Ende los, die einen Fahrer platzen ließ. Die Attacke war wirklich stark und ich musste arbeiten um das Loch wieder zu schließen. Danach vertraute ich den beiden nicht, ich machte kaum noch Führung und wenn dann mit halber Kraft. Deswegen ging die Zermürbungstakik der beiden los. Eine Attacke nach der nächsten. Ich musste extrem wachsam sein und penibel auf schnelle Kettengeräusche von hinten hören, denn nach dem mitgehen war ich immer an zweiter Position und der andere konnte von hinten attackieren. Mir gelang es ganz gut, immer direkt mit zu springen, und gar nicht erst die Lücke aufgehen zu lassen. Das kostete dem Attackierenden fast mehr Körner als mir. So schafften ich es also in den vier Mann Zielsprint. Zum Glück konnte ich solche Szenarien bei der Mittwochsrunde schon oft simulieren. Die Zielgerade war leicht ansteigend und hatte vollen Rückenwind, was mir grundsätzlich entgegen kommt. Es gab keinen Leadout, von dem Team und so entschied ich mich von vorne zu fahren. Ganz weit am Rand und mit umgucken, quasi so, wie ich es die letzten Runden auch machte. Ich setzte mir einen Zuschauer als Punkt, bei dem ich antreten würde, wenn es keiner vor mir macht. Bei Rückenwind von vorne fahrend, will man den Sprint natürlich möglichst kurz halten. Das wussten auch die anderen und fingen ihren Sprint vor mir an. Ich trat natürlich mit an und konnte so meine Qualitäten für lange Sprints nutzen. Ich wuchs über mich hinaus, das Ding wollte ich unbedingt gewinnen. Ich habe vielleicht noch nie so einen Killerinstinkt gespürt. Nach ca. 80km in der Fluchtgruppe trat ich Wattzahlen, die ich zuvor noch nie getreten bin. Es schlummern im Körper mehr Kräfte als man zu glauben vermag. Es konnte mich keiner Überholen und ich habe mein erstes Radrennen gewonnen! Darauf habe ich jetzt vier Rennjahre drauf hingearbeitet. Das Gefühl über die Ziellinie war dementsprechend überwältigend, ich schrie meine Freude hinaus.
Scheinbar war das „Pech“ am Vortag, vom Schicksal geführt worden, so dass ich Sonntag gewinnen konnte. Ich glaube an solche Fügungen.
Nun beginnt für mich, die „Crazy Offseason“, mit dem Aschberg habe ich noch eine Rechnung offen und am 3.10 ist noch eine RTF (Almabtrieb). Ansonsten freue ich mich auf die Zwiftsaison, besonders auf die Ligarennen.
Neueste Kommentare